ODESSA. Eine Geschichte mit geschlossenen Augen geschrieben
20.06.2025
Heute habe ich eine neue Erzählung veröffentlicht: „ODESSA. Eine Geschichte, mit geschlossenen Augen geschrieben“. Und ich sage es ehrlich – sie wurde zu einer echten Herausforderung für mich.
Ich wollte sie viele Jahre lang schreiben. Aber es gelang mir nicht. Es stellte sich heraus, dass ich dafür einfach… die Augen schließen musste.
Das Bild von Odessa als Mutter ist zu komplex. Manchmal fast nicht greifbar. Und zwar nicht nur für diejenigen, die Odessa nicht kennen, sondern auch für jene, die ihr ganzes Leben dort leben.
Einmal fragte ich die Einheimischen: Wie stellt ihr euch ein Bild vor, in dem Stadt und Mutter eins sind? Die Antwort lag fast immer im Herzen, aber nicht in den Worten. Es war schwerer zu beschreiben als zu fühlen.
Lange Zeit zögerte ich. Ich hatte Angst, dass die Symbolik, die in meinen Zeilen entsteht, mit den Bildern in Konflikt geraten könnte, die jeder von uns in sich trägt. Ich hatte Angst, dass mein Odessa nicht mit eurem übereinstimmt.
Aber eines Tages erlaubte ich mir, nicht das zu schreiben, was „nötig“ war, sondern das, was ich wirklich fühlte. Und irgendwann erkannte ich: Genau diese Erzählung ist diejenige, die ich längst hätte schreiben sollen.
Es ist eine namenlose Erzählung, aber mit tiefem Respekt — für Sie. Die Heldin bleibt namenlos, aber jede Erwähnung von Ihr wird großgeschrieben. Warum? Das versteht man nur, wenn man bis zum Ende liest.
Sie besteht nicht aus Zeilen. Sie besteht aus dem Flüstern der Straßen, dem Geruch des Regens, aus Erinnerungen, die nicht Mauern, sondern Herzen bewahren.
Und noch etwas — der Sinn der Erzählung liegt in den letzten Zeilen. Doch sie sagen nichts, wenn man nicht alle liest.
(c) Anatoliy Kavun